Im Jahre 1870 entdeckte L. Hermann eine neue Kontrasttäuschung („Hermann –Gitter“). Seine kurze Veröffentlichung wurde zunächst kaum beachtet. Seit 1960 spielt das Hermann-Gitter in der Sehforschung eine zunehmend wichtige Rolle. An dem Muster können Modelle zur Informationsverarbeitung im visuellen System geprüft werden. In fast jedem Lehrbuch der Physiologie findet sich heutzutage eine Erklärung des Hermann-Gitters, die auf der rezeptiven bzw. perzeptiven Feldorganisation der Netzhaut beruht.
Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von Modifikationen des Urmusters mit zum Teil äußerst verblüffenden neuen Wahrnehmungseffekten. Die bis heute anhaltende Aktualität des Hermann-Gitters beruht einerseits auf dessen Beispielcharakter für sehphysiologische Modelle des Helligkeitskontrasts, andererseits werfen insbesondere die vielfältigen Abwandlungen des Hermann-Gitters zahlreiche neue Fragen auf, für die es zur Zeit noch keine schlüssigen Antworten gibt.
DOZ-Artikel (PDF 1,5mb)
(Der Artikel wird in Kürze hier wieder eingestellt)
Autor: Walter H. Ehrenstein, Prof. Dr. Bernd Lingelbach