Der Ames-Stuhl

Das Äffchen auf dem Stuhl lädt ein, sich niederzulassen – doch wer könnte auf diesem Stuhl wirklich Platz nehmen?

Blickt man nämlich aus einem anderen Blickwinkel auf den Stuhl, sieht dieser überhaupt nicht mehr wie ein Möbelstück aus:

Der Ames-Stuhler entpuppt sich bei der Betrachtung von oben als eine scheinbar unsystematische Gruppierung verschiedener Elemente, die wenig mit einem Stuhl gemein haben. Die Täuschung besteht darin, dass einzelne Bestandteile wie z.B. die Stuhllehne (große vordere, trapezförmige Fläche) in dieser Anordnung auf der Netzhaut dasselbe Bild erzeugen wie die Elemente eines echten Stuhls. Dies resultiert v.a. aus den Gesetzen der Perspektive: Parallele Linien scheinen sich in größerer Entfernung einander anzunähern, scheinbar auf einen Punkt (Fluchtpunkt) zuzulaufen. Dadurch entsteht die zunehmende Verkleinerung von Objekten und gleichen Abständen (perspektivische Verkürzung) mit steigender Entfernung (was man gut z.B. an Eisenbahnschwellen beobachten kann).

Skizze

Die untere Skizze29 zeigt verschiedene Elemente, die alle dasselbe Netzhautbild erzeugen – durch die Gesetze der Perspektive. Und so wird aus dem trapezförmig geneigten Holzstück eine scheinbar rechteckige Stuhllehne mit parallelen Kanten und rechten Winkeln: Durch die Neigung und perspektivische Verkürzung erscheint das Element oben schmaler, während die hintere (obere) Kante durch die Perspektive horizontal so stark verkürzt wird, dass sie der Länge der vorderen (unteren) Kante entspricht. Analog verhält es sich mit den anderen Elementen.

Skizze (Der Ames-Stuhl)

Literaturverweise:
29 Seeing ist Deceiving – S. Coren/J.S. Girgus – 1978
Autor: Prof. Dr. Bernd Lingelbach